Mittwoch, 20. April 2011

Ansegeln: Entwurf einer Selbststeueranlage

Durch viel Arbeit entspannen? Klingt paradox? Ist es irgendwie auch. Kann aber tatsächlich funktionieren. Eine Projektendphase bescherte wieder einmal regelmäßig 12 und 14 Stunden Tage. Belohnt wurde es mit Freizeitausgleich. Bei schönstem Wetter einen Tag Sonderurlaub. Ich rechne mir lieber nicht vor, ob das wirklich ein Ausgleich ist und beschließe den Tag zu genießen und segeln zu gehen. Mein erstes Segelabenteuer der Saison.

Da der Plan war, um Punkt 18 Uhr Moli von der Arbeit abzuholen, war die Reiseplanung aber von vorn herein beschränkt. So wusste ich, dass ich auch dieses Mal keinen Entfernungsrekord aufstellen kann. Ich bin bis kurz hinter der Lieper Bucht gekommen, hab dann beschlossen umzukehren und im Schutz der dortigen kleinen Insel mir einen Ankerplatz zu suchen und noch etwas in der Sonne zu entspannen. Das ging aber nicht ohne vorher am Grunewaldturm noch ordentlich Böen abzubekommen. Ich hab ja immer etwas Angst, dass mein kleiner Jollenkreuzer kentert. Aber es lief alles prima und ich konnte Geli mal ein bisschen ausfahren. Dennoch ernüchternd die Tatsache, dass wirklich alle anderen Boote schneller sind als ich mit Geli. So viel kann man doch gar nicht falsch machen?!

Der Clou des Tages: beim Betrachten einer merkwürdigen Leine ist mir die Idee einer Quasi-Selbststeueranlage gekommen. Na gut, es ist mehr eine Pinnenfixierer denn eine Selbststeueranlage, aber den Zweck erfüllt die Vorrichtung. Auf diese Weise ist es viel bequemer, auch ohne zweiten Mann oder zweite Frau an Bord die Segel hochzubekommen, immerhin muss ich dazu jedes Mal zum Mast klettern, die Fallen sind nicht ins Cockpit umgelenkt. Der Autopilot hat ja auf der letzten Ostseereise Unglaubliches verrichtet und mir wurde klar, wie ich durch den richtigen Einsatz dieses Werkzeuges viele Dinge an Bord allein machen kann.

Die Konstruktion ist denkbar einfach. Man nehme eine Öse, die vorn am Hebel der Pinne gut herauf passt. Daran knotet man zwei ausreichend lange Seile. Da ich in der glücklichen Lage bin, einen Heckkorb zu haben, kann ich diese Seile um den Heckkorb legen und straff zusammenknoten. Dies passiert, während der Pinnenhebel etwas höher gestellt ist (Meiner ist flexibel in der Höhe verstellbar). Wird jetzt der Pinnenhebel heruntergedrückt, ist die Pinne ziemlich fix eingestellt, kann aber bei Bedarf und im Notfall bewegt werden. Natürlich kann man die Seile auch so verknoten, dass sich nichts mehr bewegt. Bei nächster Gelegenheit mache ich von der Konstruktion ein Foto, vielleicht interessiert es ja einen anderen Anfänger.

Montag, 11. April 2011

Saisonstart

Es ist erst ein Jahr her, da hat die Frage nach der Durchführung des Unterwasseranstrichs mir unendliches Kopfzerbrechen bereitet. Auch die Beschaffung von Ersatzteilen und das Kranen des Bootes ins Wasser haben mir nächtelang den Schlaf geraubt. Das Mast stellen hab ich mir gleich gar nicht zugetraut und mir dafür professionelle Hilfe vom Bootsbauer geholt. Schließlich stellte die erste Fahrt mit Geli den unglaublichen Höhepunkt der Vorbereitungsphase dar.
Dieses Jahr lief das alles viel unaufgeregter und fast schon routiniert. Nennenswert ist das Erfolgserlebnis, dass man mit Yachtcare Politur auch stark verunreinigtes GFK wieder sauber und blitz blank bekommt. Geli strahlt im schönsten weiß. Und Jack, der Außenborder, sprang beim ersten Zug an. Ich habe ihn dieses Jahr aufrecht im Winterlager stehend gelagert und ihn im halbwegs warmen Wohnungskeller beherbergt. Beides ein sehr nützlicher Tipp für andere Anfänger.
Nennenswert sind auch die Erfahrungen beim Stellen des Mastes. Ich dachte ich schaffe es allein. Vielleicht hätte das auch klappen können. Aber nun ja, im entscheidenden Moment, beim Aufrichten nämlich, verfing sich irgendeine der vielen Leinen in meine achterliche Stützkonstruktion und der Mast blieb an eben dieser hängen. Deshalb musste ich ihn wieder hinlegen. Da das Boot sehr wackelig ist und der Mast in diesem Winkel noch sehr schwer war, verlor ich die Kontrolle und er krachte mir wieder runter. Ist nichts kaputt gegangen, aber damit hatte ich verloren. Denn: Nebenan kamen hilfsbereite Leute aus dem Kaffee und haben mir assistiert und eine helfende Hand gereicht. Zu zweit geht das Stellen des Mastes und das Legen desselben viel besser! Ab wann man Hilfe braucht, ist vielleicht auch eine wichtige Erfahrung.
Ansonsten empfiehlt sich folgender Arbeitsablauf beim Stellen des Mastes, gilt natürlich nur für kleine handhabbare Jollenkreuzer. Für größere Boote gibt’s an der Marina einen kleinen Kran zum selbst aufstellen und einen großen für das Aufstellen mit Fachpersonal:
1. Mast von seiner Position nach hinten verlagern, sodass der Mastfuss an der entsprechenden Position im Boot ist. Bei meinem Boot ist hier extreme Vorsicht geboten: In der richtigen Position angekommen droht der Mast nach hinten überzukippen und im Wasser zu verschwinden.
2. Mastfuss so befestigen, dass er noch klappbar ist, aber dass der Mast erstmal fixiert ist.
3. Alle Wanten anschlagen, und zwar richtig herum, auf Verknotungen, Verdrillungen und Sonstiges der Wanten achten.
4. Das Fockfall so anschlagen, dass es vorrübergehend als Vorstag verwendet werden kann. Während man am Mast arbeitet kann dieser in dieser Position bequem an der Mastklampe über das Fockfall fixiert werden.
5. Nach dem Fixieren über das Fockfall: Vorstag und Achterstag anschlagen. Fertig. Ggfs. Wanten und Stagen spannen.
Nachdem auch das getan war, bin ich nur unter Fock gemütlich zum Liegeplatz herüber gesegelt, bei schönstem Wetter. Was für ein Spaß. Die Saison war eröffnet.