Samstag, 30. Januar 2010

boot 2010

Dank der Sonderangebote bei verschiedenen Fluglinien war es mir geglückt, preisgünstig zur boot nach Düsseldorf zu fahren. Dies sind die Erlebnisse eines Menschen, der in seinen Träumen in Gegenden vorstößt, in dene nie zuvor ein Mensch geträumt hat. Wir schreiben Samstag, den 30.1. 2010 um
5:30: Der Wecker rasselt. Warum hatte ich eigentlich diese bescheuerte Idee, heute nach Düsseldorf zu fliegen. Sind ja doch alles bloß Boote, die ich mir wenn überhaupt erst in zehn Jahren werde leisten können. Aber gut, ich raffe mich auf, so ein Ausflug ist ja irgendwie auch Abenteuer. Dummerweise fährt die S-Bahn heute nicht bis zum Flughafen durch, dadurch muss ich eine halbe Stunde früher aufstehen
6:22: Pünktlich verlasse ich nach dem Frühstück und Duschen das Haus. Ich bekomme die S-Bahn um rechtzeitig am Flughafen sein zu können. Auf der Fahrt schlafe ich mehrere Male fast ein.
7:25: Ankunft am Flughafen. Ich stelle mich an den Sicherheitskontrollen an und denke mir, ich hätte mal früher kommen sollen. Es ist ganz schön voll. Als ich schon e
inige Minuten nach der eigentlichen Einstiegszeit endlich dran bin, kommt die verhängnisvolle Durchsage: Mein Flug hat eine halbe Stunde Verspätung. Dadurch gerät der Zeitplan wahrscheinlich aus den Fugen, da ich den Anschlussbus, der mich von der Ryanair-Interpretation eines Düsseldorf-Flughafens zur Messe bringt, verpassen werde.
10:30: Ankunft in Weeze. Der Flieger hat 1:10 Verspätung. Nicht nur der Bus ist weg, nein, auch mit dem Zug wird es knapp. Der fährt in 15 Minuten vom Bahnhof in Weeze. Der Shuttlebus fährt ein. Es strellt sich heraus, dass der noch 20 Minuten wartet. Der Taxifahrer erzählt mir was von 10 Minuten Fahrt. Zu spät. Ich schaff den Zug nicht und muss noch eine Stunde warten.
11:15: Ankunft in Weeze, Bahnhof. Ich hoffe auf ein Café in Weeze, denn mein Magen grummelt und verlangt nach Nahrung. Es gibt kein Café. Es gibt nichtmal einen Bahnhof, also mit Dach drüber und Heizung. Es gibt nichts. Ich gehe in die "Stadt", um eventuell einen Bäcker zu finden und mir die Zeit zu vertreiben und die Fü
ße warm zu halten. Ich finde auch einen Bäcker, bekomme aber nur ungläubige Blicke, als ich wegen fehlender belegter Brötchen wieder umkehre. Auf dem Rückweg zum Bahnhof spricht mich ein Dorfbewohner an: "Guten Morgen" - Blödes Dorf denke ich.
13:15: Düsseldorf, Messegelände: Boooooootteeeeeeee!
14:00 auf der Messe: Ich bin völlig überwältigt von der Vielzahl der Eindrücke. Die Yachten, die ich bisher nur aus den Segelzeitschriften kannte, standen auf einmal vor mir. Schiffe, bei deren Anblick ich von meiner großen Reise träume. Erst wage ich es gar nicht so recht, mir die Boote von innen anzuschauen, aber deshalb bin ich ja da sage ich mir irgendwann. Und dann entere ich alle Boote die mir gefallen. Von den großen Marken bin ich eher enttäuscht. Dufour, Bavaria...Es sind eben die "Golfs" im Yachtbau. Dass man eine Halberg-Rassy nicht schlecht finden kann, war nicht anders zu erwarten. Aber dass ich Hunter-Yachten gut und preisgünstig finde, ist großartig - mit diesen Teilen kann man durchaus ein passables Schiff zum günstigen Preis bekommen. Mein Lieblingsschiff wird eine Moody 45 classic, dicht gefolgt von einer Nauticat 441 und etwas später eine Sirius 35 DS. Alles in allem brauche ich 275-600 Tsd. Euro. Ich entschließe mich, mal wieder Lotto zu spielen.
16:00: Ich bin in Halle 6 und will noch einmal bei den Superyachten vorbeischauen. Dort erwartet mich jedoch ein seltsames Publikum. Die Besucher gehen größtenteils erhöht und außen in der Halle einmal herum. Auf den Booten sitzen Superreiche mit Verkäufern beim Champagner, während die verwöhnten Kinder auf dem Boot rumturnen. Manchmal begegnet man einigen dieser "höheren" Leute...sie pflegen es, einem keinen Blick zu würdigen. Ein ekelhaftes Publikum.
17:00 Zurück in den Segelhallen schaue ich mir noch einmal die von mir an der Ostsee oft beobachtete Haber 800 an - taugt nichts. Ein letztes Mal mache ich mich außerdem über die Moody 45 classic her, die es mir richtig angetan hat. Das dunkle Holz, die großen Räume...Toll!
Schließlich mache ich mich auf nach Köln, von wo aus mein 20 Euro Rückflieger startet. Mit Unmengen von Prospekten in der Tasche und völlig müde vom langen Tag freue ich mich darauf, noch etwas zu lesen und zu träumen. Der Flieger dreht eine eher unübliche Ehrenrunde über Berlin, ich genieße den nächtlichen Ausblick auf den Potsdamer Platz und den Alex. Auf der Suche nach einer guten Geschäftsidee zur Traumerfüllung verlasse ich in meinen Gedanken den Tag und falle zuhause in tiefen Schlaf.

Freitag, 22. Januar 2010

Fisch gegessen!

Ernährung ist ein nicht zu verachtendes Problem bei so einer Weltumsegelung. Sicher, man kann versuchen, sich wochenlang während der Ozeanüberquerungen von Reis oder selbstgebackenem Brot zu ernähren. Da ich aber kein Vegetarier bin, könnte mir diese Kost etwas zu eintönig werden mit der Zeit. Aber es gibt ja immerhin das Meer – und im Meer leben Fische. Und Fische kann man fangen und essen. Das zumindest sollte für den Durchschnittsweltumsegler gelten.
Ich allerdings esse keinen Fisch. Schon der Geruch verdirbt mir jeden Appetit. Und bei den bisherigen Versuchen habe ich das Fleisch einfach nicht herunter bekommen. Nicht einmal Fischstäbchen wollten mir schmecken. Das Problem muss kurz oder lang gelöst werden. Also habe ich beschlossen, nach und nach den Fischverzehr zu probieren.
Erster Versuch: Sushi essen. Wir bestellen uns an einem Abend Sushi. Ich will soft anfangen und nehme nur die in nach Fisch riechenden Algen eingewickelten Hühnchenteile. Richtigen Fisch kann ich ja dann von Mo probieren. Allerdings sind die nach Fisch schmeckenden Algen rund um mein Hühnerfleisch das höchste der Gefühle, das ich bis dahin herunterbekomme.
Zweiter Versuch: Silvester in Tallinn. Zur Feier des Tages gehen wir in den Peppersack und ordern das Silvesterdinner. Vorspeise: Seelachs. Es gelingt mir, den Geschmack des Fleisches auf einem Brot und mit Unmengen von Knoblauchbutter zu überlagern. Stolz bin ich, nachdem ich 50% des Fisches auf dem Teller im Magen habe. Mir wird nicht schlecht. Auf der Weltumsegelung also genug Knoblauchbutter mitnehmen.
Dritter Versuch: Letzten Freitag bei meinem Lieblingsvietnameser. Auf der Tageskarte steht unter anderem ein Pangasiusfilet. Ich bin mutig und nehme es und entscheide mich damit gegen Hühnchen.. Das Zeug schmeckt extrem unfischig und ist richtig lecker. Ja mehr noch, ich mag das zarte Fleisch regelrecht. Das kann man essen! In meinen Plänen bin ich bereits dabei, diesen Pangasiusfisch auf den Weltmeeren zu fangen und mich so über die Durststrecken der Ozeanüberquerung zu retten.
Doch dann das: Auf wikipedia erfahre ich Folgendes: „Der Pangasius (Pangasianodon hypophthalmus) ist ein Süßwasserfisch aus der Familie der Haiwelse oder Schlankwelse (Pangasiidae), der die Flusssysteme des Mekong und Chao Phraya in Thailand, Vietnam, Laos und Kambodscha besiedelt.“ So ein Mist, blöder Süßwasserfisch!

Donnerstag, 21. Januar 2010

Extrem-Praxistörn nach England.

Wiedereinmal kaufte ich mir eine dieser Segelzeitschriften, irgendwo auf irgendeinem Flughafen, auf denen ich in diesen Tagen wieder öfter verweile. Wochen später bin ich durch mit dem Lesen und bleibe im Kleinanzeigenteil hängen. Und da finde ich Worte, nach denen ich lange gesucht habe. "Extrem" Segeltörn. SKS-Praxisausbildung auf der Nordsee. Perfekt denke ich. In einem schwierigen Gewässer "Extrem"-Erfahrung machen.
Ich schaue mir die Internetseite dieses Vereins an. Es soll durch den Ärmelkanal gehen, schön viel Verkehr also. Inkl. Nachfahrt. Ich gehe davon aus, dass man vieeeeele Lichter sehen wird die man dann den Schiffen zuzuordnen versuchen kann. Aber die Kursbeschreibung macht mir noch etwas Sorge. Also rufe ich an und frage, ob das mit meiner Erfahrung überhaupt machbar ist. Ja, sagt die Dame am Telefon. Außerdem seien noch Plätze in der von mir eigentlich für den Ostsee-Sks-Törn reservierten Urlaubswoche frei.
Und dann hab ich nicht mehr lange überlegt und gebucht. Perfekt! Ich bin happy! Und eigentlich träume ich schon davon, dann mir einen kleinen Untertraum zu erfüllen: mit dem gecharterten Boot zum geliebten Helgoland. Mal sehen, ob und wann das was wird.

Dienstag, 5. Januar 2010

Silvesterträume

Es geht auf den Jahreswechsel zu. Mo und ich haben schon seit langer Zeit einen Trip nach Tallinn und Helsinki geplant und auch gebucht. Ich hatte schon immer mal eine Rundreise in dieser Gegend überlegt, am besten mit dem Schiff. Man könnte die baltischen Republiken abfahren, bis nach St. Petersburg und dann noch nach Helsinki.
Wir verbringen die meiste Zeit in Tallinn und fahren einen Tag auch rüber nach Helsinki. Ich weiß nicht ob es an den minus 20 Grad lag, aber Helsinki gefällt mir am Ende nicht so sehr. Ich bin froh, dass wir den größten Teil unseres Aufenthaltes in Tallinn verbringen, eine wahrlich traumhafte Stadt, die ich zuletzt in der Kindheit besucht hatte. Erinnerungen gab es bis auf das Hotel Viru und an einen uns damals vermutlich abgestellten Stasi-Offizier kaum. Insofern war es ein echtes Neuentdecken. Besonders zu empfehlen sind die Speisen und die Aufmachung der Olde Hansa (http://www.oldehansa.ee/).
An die Segelei erinnert mich dann aber ausgerechnet ein Moment in Helsinki. In einem viel zu schlecht beheiztem Kutter schlürfen wir am Hafen einen Kaffee. Nebenan am Markt habe ich eine Postkarte gekauft, auf der an derselben Stelle ein Segler im Sommer angelegt hatte. Ebenfalls nebenan steht ein Großsegler, umfunktioniert als Restaurant. Das arme Schiff. Ich beschließe, die geplante Reise irgendwann nachzuholen, mit dem eigenen Segelboot rund Tallinn, Helsinki und St. Petersburg. Hier an der Kaimauer in Helsinki nämlich will ich auch mal anlegen. Wann auch immer. Es ist schön, wieder einmal zu träumen.