Freitag, 31. Juli 2009

Weltum...ähhh...Rügenumsegler!

Um für einen Erholungsurlaub unglaubliche 7 Uhr holt uns der Wecker aus den Träumen. Wir haben nur wenig Zeit, bis die Rügendammbrücke öffnet. Verpassen wir die Öffnung, wird es knapp, rechtzeitig in Greifswald zu sein. Also schnell alles klarmachen, ordentlich frühstücken und dann los die Leinen. Beim Kaffeeschlürfen merke ich wie immer mehr Boote schon ablegen und wir gefühlt die letzten sind. Etwas Stress macht sich breit. Aber wie immer hat mich meine Wahrnehmung getrübt.
5-7 Bft. sind angesagt, etwas viel wie ich finde. Nach einem perfekten Ableger haben wir noch einige Zeit auf dem Wasser zu warten, bis die Brücke öffnet. Was sich dann über die nächsten zwei Stunden bietet, ist ein herrlicher Anblick. Dutzende von Urlaubern setzen hinter der Brücke ihre Segel und fahren den Strelasund in Richtung Osten. Wir mitten drin. Sooo viele Segel! Es sieht ein wenig aus wie eine Regatta.
Der Wind ist gnädig. Es sind deutlich weniger als 5 Bft würde ich sagen. Und er kommt schön aus West. Das bedeutet für uns entspanntes Vorwindsegeln. 4-6 Knoten zeigt uns unser GPS als Geschwindigkeit über Grund an. Die Wellen wiegen uns ganz sanft, was in Verbindung mit dem Weckerrasseln um 7 Uhr unglaublich müde macht.
Am Ende sind wir viel zu schnell nahe Greifswald, wir haben noch Zeit! Also drehen wir noch einmal um und kreuzen zurück und fühlen noch einmal Wind und Wasser beim Amwindkurs. Das Schiff arbeitet noch einmal. Und wir grinsen über beide Backen.
Nun ist es auf einmal doch Zeit, umzudrehen. Die Strecke, die wir in einer gefühlten Ewigkeit gegen den Wind gekreuzt haben, ist auf Vorwindkurs eins fix drei vorrüber. Und plötzlich sind wir vor der Brücke in Wieck…Wie schade! Vorbei!
Nachdem wir durch die Brücke fuhren legten wir noch einmal perfekt an. Boot noch einmal klarmachen ist der Plan. Und ein Eis essen! Gesagt getan! Ich schiesse noch einmal ein paar letzte Fotos von unserer Momo kurz vor der Abgabe. Dann gelingt beim Vercharterer zweimal, einmal an der Tankstelle und dann im „Parkplatz“, ein perfektes Anlegemanöver.
Anders als viele andere bleiben wir die Nacht noch auf dem Boot und fahren erst am nächsten Tag nach Haus. Abends fahren wir noch ans Meer und gucken uns Wieck an, nachdem wir das Boot halbwegs hergerichtet haben. Wir nehmen Abschied vom Meer. Und nach einer viel
zu kurzen Nacht und einem letzten Blick aufs völlig ruhige Meer geht es auf nach Haus.
Ich hätte nicht gedacht, dass es bei meinem ersten Törn rund Rügen gehen würde. Eigentlich dachte ich, es geht ein wenig die Müritz auf und ab. Wenn‘s hoch kommt, dachte ich, nehmen wir das Achterwasser von Usedom mit und fahren zum Stettiner Haff. Aber einmal ganz um Rügen und das offene Meer…Das ist schon was. Rund 150 Seemeilen Erfahrung liegen nun hinter mir. Nicht viel, aber ein guter Anfang. Gelernt habe ich in dieser Zeit unglaublich viel…vor allem dass es weiter gehen wird, dass es mich in meinem Masterplan bestärkt. Welt, du kannst kommen! Inzwischen habe ich bei der Segelschule den nächsten Segelkurs gebucht…

Donnerstag, 30. Juli 2009

Der härteste Ritt!

Es ist vier Uhr. Der Wind pfeift durchs Rigg und ich kann beim besten Willen nicht schlafen. Andauernd hab ich das Gefühl, eine Leine könnte sich lösen und der immer noch stark auflandige Wind drückt uns irgendwo gegen. Natürlich hab ich luvseitig doppelt Leinen gelegt. Es sollte alles sicher sein. So richtig vertraue ich der Sache aber nicht. Hinzukommen die 15 cm unterm Kiel…Was, wenn der Pegel sinkt?! Aber der Tiefenmesser gibt Entwarnung.
Acht Uhr. Der Wecker rasselt. Noch einmal zum Strand und Abschied nehmen von dieser wunderbaren Insel. Dann so schnell wie möglich weg von diesem ungeschützten Liegeplatz. Es gelingt ein perfektes Ablegemanöver aus der Box.
Der Wind kommt inzwischen aus Süd. Das ist genau die Richtung, in der unser Ziel Stralsund liegt. Der Motor wird heute wohl anbleiben. Zudem setzt Regen ein. Hauptsache wir bleiben in der Fahrrinne, denke ich mir.
Es schwimmt komisches Zeug im Wasser, es sieht aus wie herausgerissenes Schilf. Einmal kann ich nicht mehr ausweichen und fahre genau durch. Im gleichen Moment geht die Drehzahl unseres Motors extrem herunter. Das Zeug muss sich um die Schraube gewickelt haben. Schnell stoppe ich, fahre kurz Rückwärts, in der Hoffnung das Zeug löst sich wieder. Beim Vorwärtsgang merke ich: der Plan ging auf.
Der Win
d dreht auf Südwest. Ich habe die Idee, zur Unterstützung des Motors das Fock zu setzen. Guter Plan – Geschwindigkeitsverdoppelung. Irgendwann machen wir den Motor aus. Aber warum wird dieser verfluchte Wind immer stärker? Nur unter Fock laufen wir fünf Knoten am Wind, manchmal auch bei halben Wind. Warum legt uns der Wind jetzt nur unter Fock eigentlich auf gefühlte 60° auf die Seite? Warum kreuzen hier so viele Seenotrettungskreuzer. Wir haben etwas Schiss. Es muss irgendein Düseneffekt sein, der durch die kleine Öffnung zwischen Hiddensee und dem Darß entstehen muss. Irgendwann wird es zu hart. Wir haben zu sehr Sorge und beschließen, alle Segel zu bergen und unter Motor weiter zu fahren. Allerdings nehmen wir beim Schiessen in den Wind beinahe eine Sandbank mit, irgendwie waren wir schon ein Tonnenpaar weiter als gedacht.
Endlich im geschützten Stralsunder Hafen. Wir legen ganz außen an der Mole an. Die Momo ist etwas zu klein für den Platz, aber dank zahlreicher Fender sollte das hier kein Problem darstellen. Wir beschließen den Tag mit einem Rundgang durch Stralsund. Uns wird klar, dass morgen unser letzter Tag auf See ist und Melancholie macht sich breit. Aber ich lasse mir nichts anmerken und schrubbe erst einmal ordentlich das Deck. Danach schenkt uns der Wettergott einen wunderbaren Abendhimmel, der nicht oft genug fotografiert werden kann.

Mittwoch, 29. Juli 2009

Plumps - oder Lehrstunde Teil II

8 Uhr morgens. Wir müssen früh los, die Strecke ist verhältnismäßig lang. Also wieder mit dem Wecker raus aus den Federn. Beim Frühstück besprechen wir bereits das Ablegemanöver. Auf keinen Fall wollen wir uns so dumm anstellen, wie tags zuvor beim Anlegen. Wir sind nervös. Nach und nach legen die benachbarten Schiffe ab. Das ist gut so, wer weiß, was dieses Mal alles schief geht.
Bevor wir ablegen bemerken wir noch den Verlust des Schwimmkörpers am Bootsschlüssel. Und noch schlimmer, Steckschot und Schloss sind ebenfalls abhanden gekommen. Das wird Kautionsabzug geben. Gott sei Dank hat das irgendjemand gefunden und beim Hafenmeister abgegeben.
Und jetzt ist es soweit: nachdem die letzten Details besprochen sind, lasse ich den Motor an. Der Diesel brummt, die Leinen auf Slip. Es kann losgehen.
Und schon passiert es. Anders als der Wind es vermuten lässt, driftet das Boot am Bug in genau die andere Richtung als die geplante. Schuld muss die Strömung sein. Die vermeintliche Leeleine hat mein erster Maat gelöst und wir treiben ab. Ich rufe noch so etwas wie „schnell zurück“, will dass die Leine wieder das Boot an Land hält. Mein Maat will schnell an Land springen und Plumps….landet im Wasser. Großes Hafenkino. Wir hängen schräg in der Box, sodass die vermeintliche Luvleine uns hält.
Gelächter und Schock sind groß. Die Sachen nass. Es dauert einige Beruhigungsminuten, bis wir einen neuen Versuch starten. Dieses Mal geht alles glatt. Am Ende lachen wir darüber, am Ende sagen wir, dieser blöde Hafen in Lohme hat uns viel beigebracht. Und wir sagen, dass wir hier garantiert nicht mehr herfahren.
Endlich auf See. Seltener Ostwind. Wir beschließen, wegen des Ostwindes Rügen rudn zu machen und nach Hiddensee zu fahren. Beinahe Flaute, aber langsam kommen wir Kap Arkona näher. 2,3 Knoten zeigt das GPS. Die nassen Sachen vom Hafenbad hängen über der Reling zum trocknen.
Ganz langsam schleichen wir an Rügens Norden vorbei, an Kap Arkona und an überfüllten Stränden. Ich bin ganz froh, dass wir hier etwas ungestörter sind. Ich genieße die Ruhe und das dahingleiten. Vom baden halten mich heute aber die zahlreichen Quallen im Wasser ab.
Dann am Nordwestzipfel Rügens biegen wir in die Einfahrt zwischen Hiddensee und Rügen ein. Wir erkennen schon lange den markanten Leuchtturm von Kloster. Durch die Kursänderung sind wir nun auf Halbwind und rauschen mit gemütlichen 4-5 Knoten dahin und spüren den Wind. Es ist ein wenig wie die Ruhe vor dem Sturm. Ich habe etwas Sorge, da man von den Wasserstraßen zwischen Hiddensee und Rügen nicht abweichen darf – links und rechts davon sind 30 cm Wassertiefe schnell erreicht. Aber das stellt sich als absolut unproblematisch dar.
Wir sind spät dran. Und dabei wird mir klar, warum diese Segler so verdammt früh aufbrechen. Nicht nur, dass dadurch bessere Windverhältnisse existieren, nein, auch die Häfen sind nicht so voll. Für uns ist hier in Vitte jedenfalls kein Platz mehr. Nach einer perfekten Wende auf engstem Raum machen wir uns auf zum Berufsschifffahrtshafen. Da finden wir Platz…beim Anglerverein. „Anlegen verboten“ – das Schild entdecken wir erst nach unserem ersten perfekten Boxenanlegemanöver. Nach ein paar Telefonaten steht aber fest: Wir dürfen liegen bleiben und sollen dem Schlosser etwas zustecken. Nur der Tiefenmesser bereitet mir etwas Sorge…nur 15-20cm unterm Kiel…
Wir beschließen den Tag, indem wir am herrlichen und einsamen Hiddenseer Strand nach Muscheln und Bernstein suchen. Der Strand von Hiddensee bedeutet mir irgendwie sehr viel. Ich mag es, die Strandkörbe anzusehen, die markante Landschaft anzuschauen, mag es, dass es nicht so voll ist…Und ich erinnere mich an einige schöne Momente hier, an denen es mir einfach nur gut ging. So wie jetzt wieder…Die Seele baumeln lassen…das kann man hier gut.
Zur Feier des Tages gehen wir in meinem Lieblingsrestaurant Essen. Eigentlich macht die Küche gleich zu, aber wir bekommen durch unsere Überredungskunst noch etwas. Ich esse Gemüseauflauf, hmm, lecker. Toll, was man aus Resten für ein schmackhaftes Gericht machen kann.

Dienstag, 28. Juli 2009

Der kurze Ritt nach Lohme - oder Lehrstunde Teil I

Bis Lohme ist es nicht weit, denke ich, das schaffen wir alle Mal. Einfach nur um die Kreidefelsen herumsegeln und dann gemütlich festmachen, das war der Plan. Deswegen haben wir auch Zeit und schlafen erstmal richtig aus. Gegen 11 krieche ich aus den Federn.
Wir gehen gemütlich einkaufen. Postkarten stehen auf dem Zettel, ebenso Sonnencreme und Sanddornlikör.
Wir treffen noch einmal unseren netten Bootsnachbarn, der uns stolz von seinem Friseurbesuch erzählt. Ihn zieht es beim heutigen Westwind nach Swinemünde – die deutsche Mentalität war ihm nicht so geheuer. Also belässt er es wohl bei einem Tag hier im Land. Er fragt uns nach unserem Ziel und gibt die hohen Wellen und den Gegenwind zu bedenken. Keine Ahnung woher er das wissen will.
Beim Ablegen ist er längst weg, aber da sind noch zwei andere, die gerade ablegen wollen. Da sie uns gestern geholfen haben, helfen wir ihnen heute. Sie stellen sich als ähnlich erfahren wie wir heraus. Noch dazu sprechen sich die beiden gleichaltrigen und eher als Paar wirkenden mit „Sie“ an. Wir bekommen einen kleinen Streit zwischen den beiden mit. Und noch dazu halten wir die Planung ihres Ablegemanövers für wenig geeignet. Nun gut, wir helfen diesen etwas sonderbaren Menschen und denken uns unseren Teil. Dann sind wir dran mit dem Ablegen – uns hilft keiner.
Ist auch gut so, denn mir gelingt ein bilderbuchreifer Ableger bei auflandigem Wind. Dann geht’s Richtung Kreidefelsen.
Zunächst ist es gemütliches Segeln. Auf Halbwind kommen wir gut voran. Aber wir müssen um die Ecke herum und dabei wird der Wind stärker. Wir reffen, was gar nicht so einfach ist. Wir holen sogar das Fock ein, weil es uns zu windig wird. Und verdammt, woher kommen diese hohen Wellen? Und woher wusste das der nette Mann aus Bornholm/Schweden? Wir ziehen das Fock wieder aus und spielen mit den Wellen. Es fängt an, tierischen Spaß zu machen. Wir reiten die Täler aus und surfen die Wellen hinunter. Ein Riesenspaß. Aber um unser Ziel gegen den Wind zu erreichen müssen wir kreuzen. Nach einer Wende kommen die Wellen von der Seite, was mehr Bewegung ins Boot bringt und das Sicherheitsgefühl schwinden lässt. Aber auch daran gewöhnt man sich.
Nach ein paar Stunden ist die Hafeneinfahrt von Lohme in Sichtweite. Wir sind gut vorbereitet, zuerst die Heck-Luvleine und dann der Rest. Das ist der Plan. Mal sehen. Und dann passiert es.
Ich entscheide mich für die erste freie Box mit Sicherheitsabstand in Form eines freien Platzes zum nächsten Schiff nach Lee. Ich versuche die Achterleine luvseitig über den Poller zu werfen. Es gelingt nicht. Am Bug kommen wir aber gut an. Wind und auch Strömung sorgen nun für ein Desaster. Unser Heck dreht weg, auf einmal liegen wir quer am Steg. Gott sei Dank ist die Momo so kurz, dass der eingeplante Sicherheitsabstand ausreichte. Ich habe keinen Plan, wie wir das hinbekommen sollen…Nur dank der zahlreichen und aufopferungsfreudigen Hilfe der anderen Segler am Steg schaffen wir es irgendwie. Irgendwann allerdings bemerke ich einen grimmig guckenden Herren am Nachbarboot. Als wir endlich zur Ruhe gekommen waren resümierte er noch einmal mit äußerst unfreundlichen Worten unser Anlegemanöver. Eigentlich wollte ich zu diesem Zeitpunkt nur noch weg aus Lohme.
Nachdem der Schreck und das Gemecker von Nebenan verarbeitet war, ging es an den wunderbaren steinigen Strand von Lohme. Es gibt hier viele weichkantige hohe Felsen, die zum verweilen in der Abendsonne einladen. Zur Krönung des Tages wird der Sanddornlikör getrunken.

Montag, 27. Juli 2009

Invasion der Schwebfliegen

Für meine Verhältnisse krieche ich früh aus dem Bett. Aber alle anderen sind längst schon beim Klarmachen des Bootes. Heute ist Traumwetter angesagt. Nicht zu windig, Sonne satt, Viele wollen ins Achterwasser. Das war auch unser Plan, wäre da nicht Lars gewesen. Lars meinte, es wäre an einem Tag perfekt nach Sassnitz zu schaffen. Die Verlockung ist groß. Und da das Wetter nicht schlimm wird, beschließen wir, nach Sassnitz zu fahren.
Wir kommen viel zu spät los und sind sehr aufgeregt wegen unseres zweiten Ablegemanövers. Das klappte eigentlich ganz gut, aber da alles ganz schnell gehen musste, konnten wir die Leinen nicht ordnungsgemäß über die Poller legen…Naja, die werden sich ihren Teil denken.
Bei leichtem Wind platschen wir mit 4 Knoten Richtung Rügen. Je näher wir kommen, desto weniger Wind haben wir allerdings. Bei einer notwendigen Kursänderung auf Vorwind spürt man nichts mehr vom Wind. 2,6 Knoten zeigt das GPS noch an. 2,2….2,0…1,8 So schaffen wir es nie nach Sassnitz. Außerdem werden diese lästigen Schwebfliegen immer mehr. Da will man sich gemütlich in die Sonne legen und etwas braun werden, aber alle paar Sekunden setzt sich eine dieser Schwebfliegen irgendwo auf die helleHaut. Nicht einmal Fotos gelingen, weil sich die Mistbiester auf die Linse setzen. Ich erkläre ihnen den Krieg und versuche sie zu verjagen. Die ebenso zahlreichen Marienkäfer und Schmetterlinge dürfen hingegen bleiben. Die machen es sich nämlich nicht in meinem Gesicht gemütlich.
1,2 Knoten Fahrt. Nun ist Schluss. Motor an. Eine Stunde lang tuckeln wir um die Südspitze Rügens in der Hoffnung auf mehr Wind. Dann glaube ich etwas zu spüren, aber vorher will ich noch baden gehen – die Sonne hat mich bisher nur in Schweiss baden lassen. Verflucht, ist diese Ostsee kalt. Der Badespaß ist allerdings schnell vorbei, nachdem sich meine Mannschafft ausgerechnet an der Badeleiter stark verletzte…
Nach dem Baden ist etwas Wind zu spüren. Auf Halbwind werden wir bis Binz getragen und haben gute vier Knoten Fahrt. Dann sehen wir schon Sassnitz. Mit inzwischen auf Süd gedrehtem Wind und somit Vorwindkurs und etwas weniger Fahrt steuern wir ganz langsam aufs Ziel. Schade, dass der Törn schon wieder vorbei ist.
In Sassnitz gelingt uns ein ganz guter Anleger. Einem anderen Boot machen wir noch Platz und bekommen dafür sogar eiskaltes Bier von dessen Crew. Und wir lernen einen netten älteren Herrn kennen, der vor uns fest gemacht hat und auch aus Berlin kommt. Mit ihm kommen wir gut ins Gespräch. Er erzählt uns, dass er seit 3 Monaten das erste Mal wieder deutschen Boden betritt. Und er erzählt uns, dass er gerade aus Bornholm kommt. Die vergangenen Monate hat er in Schweden verbracht, wo er entlang der Küste und nahe verschiedener Inseln gesegelt ist und dort gern auch einfach nur in Buchten vor Anker lag. Einhand, im Übrigen. Er wirkt irgendwie glückselig, wenn er so erzählt, das finde ich toll. Er hört heraus, dass wir keine große Erfahrung haben und sagt nur „irgendwann muss man ja mal anfangen“, anstatt kluge Ratschläge zu geben. Ein netter Mensch!
Am Abend liegt dann über dem Hafen eine geheimnisvolle Stimmung in der blauen Stunde. Ich kann nicht widerstehen und versuche das Licht in ein paar Fotos festzuhalten.

Sonntag, 26. Juli 2009

Verflucht, sind das Wellen!

Um 8 Uhr morgens hören wir die ersten Segler nebenan ihr Boot klarmachen. Ich werde wach und bin aufgeregt und kann nicht mehr schlafen. Außerdem habe ich die Route noch nicht vollständig ins GPS eingegeben. Also raus aus den Federn nach der ersten Nacht an Bord.
Der Wind heult und Schlechtwetterwolken rasen auf uns zu. Der Wetterbericht gibt erst für den Nachmittag Entwarnung. Der Himmel sieht aber überhaupt nicht nach Entwarnung aus.
Nach dem ausgedehnten Frühstück kommt nun die offizielle Bootsübergabe mit dem Vercharterer. Alle Fragen und Funktionsweisen von Leinen, die ich nie zuvor gesehen habe, habe ich Gott sei dank am Vorabend mit Lars klären können. Also geht alles schnell und glatt über die Bühne. Wir müssen auch langsam los, wenn wir die nächste Brückenöffnung in Wieck mitnehmen wollen. Das erste Ablegemanöver mit einem Schiff, das gar keinen Außenborder hat, steht bevor. Radeffekt, Steuerwirkung erst bei der Fahrt…lauter Dinge die ich nur aus Büchern kenne und die ich jetzt erstmals spüren werde.
Ich versuche in die Vorspring einzudampfen. Es passiert nicht viel. Genaugenommen werden wir wieder vom Wind an den Steg gedrückt. Mit dem Bootshaken stoßen wir uns ab, vom schwachen Motor, wie sich der Vercharterer ausdrückte, spüre ich tatsächlich nichts.
Ziemlich unkontrolliert kommen wir frei und das Bug geht irgendwie am benachbarten Boot vorbei. Ganz langsam tuckeln wir aus unserer Parklücke.
Immer wieder denke ich mir, das kann doch nicht die Fahrt sein, die dieser Motor zustande bringt, das kann nicht alles sein. Macht so einen Lärm und nichts passiert. Nach 10 Minuten Fahrt beschließe ich, etwas mit dem Gashebel herumzuspielen.
Auf einmal ruckt es und wir kommen endlich in Fahrt. Ich meine, richtig in Fahrt. Was war passiert? Nun, meine nachträgliche Problemanalyse hat folgendes Ergebnis gebracht: Nicht der Motor bewegte uns die ganze Zeit, sondern es war der Wind der zufällig richtig wehte für unsere beabsichtigt Fahrtrichtung. Unser Motor war die ganz Zeit im Leerlauf. Entstanden ist dieser Fehler wegen dem roten Knopf am Gashebel – der war nämlich bei der Fahrschule dazu dar, den Gang hineinzulegen. Offenbar funktioniert bei der Momo der rote Knopf etwas anders…Egal was es war, die Momo rast mit 6 Knoten auf die Wiecker Brücke zu…
Wir sind viel zu früh da. Wir müssen noch einmal an der Hafenmauer festmachen. Mist, nach so kurzer Zeit gleich ein Anleger. Der gelingt interessanter Weise. Spannender ist es, dass wir sogleich wieder ablegen müssen und mit all den anderen wartenden Schiffen durch die gehobene Brücke wollen. Dabei kommt es fast zu Katastrophe. Ich bekomme wieder den Gang nicht ordnungsgemäß rein. Wir driften, dazu noch andere Boote im Weg…Beinahe Kollision. Alles gut, nochmal Glück gehabt. Dann tuckern wir rauf auf die Ostsee.
Hier spüren wir langsam den strammen Wind. Längst haben alle anderen Boote die Segel gesetzt und auch wir wollen es nun wagen. Wir lassen alle anderen vorbei sodass wir schön viel Raum haben, falls etwas schief geht. Wir schiessen in den Wind und setzen was wir haben. Zur Sicherheit reffen wir dabei gleich. Und dann geht’s los.
Wow, der Wind legt sich bei leichtem Amwind-Kurs in die Segel und zieht uns mit 6 Knoten aufs Meer. Die Wellen sehen gar nicht so hoch aus, aber sie verprügeln unsere Momo ganz gewaltig. Ich bin sehr angespannt – so viel Bewegung im Boot hatte ich noch nicht. So viel Krängung ebenfalls nicht. Das Boot schaukelt wie eine Nussschale. Nach einer gefühlten Ewigkeit sind wir draußen auf dem Meer bei der Greifswald-Tonne – unter Segeln eine Weltreise für mich. Und mit 5 Bft. ist das für mich auch quasi Sturm.
An der Greifswald-Tonne müssen wir etwas entscheidendes am Kurs ändern. Wir gehen auf Vorwind-Kurs und die Wellen stören nicht mehr so. Das Boot schaukelt zwar immer noch gut, aber erstens spürt man den Wind nicht mehr so stark (wegen dem resultierenden aus wahrem und Fahrtwind) und zweitens verprügeln die Wellen die Momo nicht mehr, nein, sie wiegen sie.
Doch dann passiert es: Der Wind dreht leicht, die Fock fällt ein, ich reiße zwar die Pinne noch zum Großbaum, aber es ging alles viel zu schnell. Ich rufe noch „Rund Achtern“ ziehe instinktiv den Kopf ein….ja Moment mal, warum ziehe ich bei diesem Schiff den Kopf ein, schließlich geht der Großbaum über meinen Kopf hinweg?! Es kann gar nichts passieren! In jedem Fall geht dadurch mein Kopf etwas nach vorn, genau in den Arbeitsbereich der Großschot, die sich bei der nun folgenden Patenthalse alsbald an meinen im Weg befindlichen Hals lehnt und diesen beherzt gegen die Bordwand quetscht. So fühlt sich also Strangulation an. Nun gut, Alles gut gegangen. Nur ne kleine Wunde am Hals.
Darum sind wir weiter angespannt. An Fotos denken wir in diesem Moment nicht. Schließlich liegen die Untiefen vor Usedom vor uns. Hier klappt aber alles reibungslos. Nur im Hafen von Kröslin verpassen wir die Marinaeinfahrt. Wir machen daneben fest, beim Bootsbauer….und blamieren uns mit unserem ersten Boxenanlegemanöver, nachdem wir fast auf Grund gesessen hätten. Aber man hilft uns und lacht nur innerlich über uns. Immerhin hat der Hafenchef Respekt davor, dass unser erster Ritt bei diesem Wind durch die Wellen ging. Die seien heute wirklich hoch gewesen, meint der Hafenmeister.
Geschafft! Überglücklich genießen wir in Kröslin die Abendsonne bei nunmehr 0 Bft.

Samstag, 25. Juli 2009

Anfahrt

Mit einem etwas mulmigen Gefühl im Magen ziehen wir los nach Greifswald. Dort wartet auf uns eine kleine süße Hanse 301. Es ist das kleinste Boot im Yachthafen aber von innen viel größer als erwartet. OK, die Achterkajüte dient wohl eher der Verstauung und nicht dem Schlaf, noch dazu bei etwas Motorengeruch. Aber vorn schläft es sich ganz gut. Die Innenraumbeleuchtung hebt das holzfarbene Innere des Bootes hervor und man fühlt sich dadurch irgendwie recht sicher auf einem passablen Schiff.
Ich mache mich mit der Funktionsweise vertraut. Sieht eigentlich alles ganz einfach aus. Ein Selbstwendefock, da kann man kaum was falsch machen, Reffleinen…Aber was zum Teufel mach ich mit den Strippen die seitlich des Segels am Groß sind? Bisher hab ich solche Leinen noch nie gesehen. Ich rufe Lars an, der mir die Funktion des Segelsacks erklärt.
Technik. Das Schiff hat alles was man so braucht. Nur leider bin ich mit der Bedienung der Geräte recht wenig vertraut. Das Funkgerät sieht völlig anders aus als das mit dem ich ausgebildet wurde. Mit Radargeräten hab ich keinerlei Erfahrung, also lasse ich gleich die Schutzkappe auf dem Gerät. Ehe ich das GPS in Betrieb bekomme, brauche ich fast eine Stunde. Bis nachts um eins sitze ich und gebe die Route für den nächsten Tag ein. Der Plan: Zunächst zur Greifswald-Tonne, dann weiter zur L16 Tonne, rüber zur O30er und dann über die KR2er ins Fahrwasser Richtung Kröslin. Es sind 5 Bft angesagt…

Samstag, 18. Juli 2009

Vortag

Auch nach getaner Ausbildung gab es keinen Abbruch am wochenendlichen Segelspaß. Unzählige Male ging es raus aufs Wannmeer und es ging darum, zu lernen, auf sich selbst gestellt zu sein und einfach Erfahrungen zu sammeln.
Anspruchsvoll war es, mit teils völlig unerfahrenen Leuten ganz von vorn anzufangen und schon weit hinaus zu segeln. Nach einer Weile wusste ich aber, wie ich meine „Mannschaft“ steuern kann und dann ging es ja auch immer besser.
Ich fand es sogar ganz gut, dass manchmal an den Booten auch etwas nicht stimmte und ich so Übung im Improvisieren fand. Geschafft habe ich es am Ende einige Male bis Potsdam.
Einmal wurde mir auch etwas mulmig. Mitten an der windigsten Stelle im Berliner Meer, ach was sag ich, Ozean! kam eine Schlechtwetterfront auf uns zu. Die Windkraft darinnen hatte ich unterschätzt. Es waren sicherlich gute 7 Bft für ein paar Schreckminuten. Ich entschied mich für Vorwindkurs, der war am stabilsten, noch dazu mit meiner völlig ungeübten Besatzung. Ich wusste gar nicht dass das Boot so schnell sein kann und ich fand es am Ende sogar noch lustig.
Und jetzt? Verdammt, noch eine Woche und es geht auf die Ostsee. Lars machte mir immer gut Mut was das Revier und meine Erfahrung angeht. Ich hoffe er hatte Recht. Auf der Seekarte sieht die Einfahrt nach Usedom schon recht eng aus….